Tempo 417

Ein Tschechischer Multimillionär filmte sich jüngst dabei, wie er mit 417km/h über die Autobahn A2 zwischen Berlin und Hannover raste. Dass es sich dabei um unverantwortlichen Irrsinn von Leuten handelt, die mit ihrem Reichtum jeden Bezug zur Realität verloren haben, dürfte wohl jedem einleuchten, der auch nur einen kleinen Funken Verstand hat.

Genauso unverantwortlich sind aber Politiker, die solchen Irrsinn zulassen. Verkehrsminister Wissing (FDP) fand das ganze jetzt nicht sooo toll, aber es sei ja nun mal nicht illegal gewesen, weil es ja auf dieser Strecke keine Geschwindigkeitsbegrenzung gebe. Man solle aber doch bitte so fahren, dass das Auto immer unter Kontrolle sei.

Die Europäische Raser-Szene weiß jetzt also, wo man außerhalb des eigenen Landes, wo das wegen des örtlichen Tempolimits nicht möglich ist, mal so richtig Gas geben kann. Mal sehen, wie lange das gut geht. Sollten in Zukunft Unbeteiligte zu Schaden kommen, sind neben den Rasern jedenfalls auch all jene verantwortlich, die weiterhin freie Fahrt für freie Bürger fordern.

Biedermeier im Verkehrsministerium

Der neue Verkehrsminister Volker Wissing bezeichnete im Wahlkampf auf Twitter die Förderung von Lastenrädern als „Grünes Öko-Biedermeier in Reinform“. Was da zunächst als deutliche Fahrrad-Kritik verstanden werden könnte, bekommt auf den zweiten Blick jedoch eine mögliche andere Bedeutung, denn das Biedermeier steht ja nicht nur für ein gesteigertes Interesse an der Natur und für eine Blüte in Dichtung und Musik (z.B. Beethoven, Liszt, Schubert, Weber), sondern auch für einen erheblichen Wandel in Technik und Verkehr (Eisenbahn).

Sollte also unser neuer Mann im Autolobby-Ministerium tatsächlich einen Wandel („Fortschritt wagen“) im Sinn haben, wenn er anstelle von etwa „Öko-Mittelalter“ vom „Öko-Biedermeier“ spricht? Sieht er gar im Lastenrad die Zukunft? Schön wär’s, man darf gespannt sein!

Lastenfahrrad